Conflicts as Chances for Positive Changes

Eine Rückbegegnung im März 



Geflüchtete gibt es natürlich nicht nur in Deutschland: als wir im Herbst 2017 zu einer deutsch-ukrainischen Begegnung in der Nähe von Lviv (Lemberg) in der Ukraine waren, da stand die Situation der Binnenflüchtlinge im Mittelpunkt des Programms. Binnenflüchtlinge, das sind die Menschen, die von der russisch besetzten Krim und aus dem Kriegsgebiet im Südosten der Ukraine in andere Landesteile geflüchtet sind und sich jetzt dort ein neues Leben aufbauen müssen. Sie waren Teilnehmende und Referent*innen dieses Begegnungsprogramms und am Ende fragten die ukrainischen TN natürlich: „Und wie geht Ihr mit den vielen Geflüchteten um, die Deutschland aufgenommen hat?“ Damit war das Thema für die Rückbegegnung gesetzt, die im März 2018 dann in der Evangelischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Hirschluch stattfand.

Weil wir nicht nur über Geflüchtete reden wollen, sondern mit ihnen; weil sie Expert*innen in eigener Sache sind und am besten wissen, wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft ihnen begegnet; und weil sie genauso junge Menschen sind mit dem Wunsch nach Begegnung, Gespräch, Spiel und Spaß, deshalb haben wir dafür gesorgt, dass die Hälfte der „deutschen“ Gruppe bei dieser Begegnung aus Geflüchteten bestand. Sie kamen aus Dagestan (Russische Föderation), Syrien und Palästina, waren unterschiedlich lange schon in Deutschland und leben in meist kleineren Orten in Brandenburg. Sie lernen fleißig Deutsch, holen Schulabschlüsse nach und waren bereit, Auskunft zu geben, ihre Erfahrungen mit der Gruppe zu teilen. Gemeinsam besuchten wir auch eine Flüchtlingsunterkunft: ALMA in Fürstenwalde, die Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Manche aus unserer Gruppe fühlten sich erinnert an die ersten Tage und Wochen nach der Ankunft in Deutschland.
Bei einem Ausflug nach Berlin ließen wir uns von einem geflüchteten Syrer durch seinen Kiez führen und lernten die deutsche Hauptstadt aus einer etwas ungewöhnlichen Perspektive kennen. Eine Diskussion über die Bedingungen erfolgreicher Integration mit einem jungen Mann stand unter dem Motto: „Wie aus einem 11jährigen Flüchtlingsjungen aus Afghanistan der Prinz von Persien wurde“: als 11jähriger Junge Anfang der 90er Jahre ohne Familie nach Deutschland gekommen, hat er mit Energie und eisernem Willen seinen Weg gemacht, die Schule erfolgreich bestanden, eine Ausbildung abgeschlossen, eine eigene Wohnung und inzwischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft; als „Prinz von Persien“ trat er mit einer eigenen Show in einem Sauna-Club auf und gewann damit Preise bei internationalen Wettbewerben.
Nicht ausgelassen haben wir die Konflikte, Beschimpfungen und Angriffe, denen Geflüchtete hier in Deutschland manchmal ausgesetzt sind. Abgeschlossen wurde die Begegnung mit einem zweitägigen Forumtheater-Workshop, bei dem es genau um solche Konflikte ging und die Frage im Mittelpunkt stand, wie man in einer emotional aufgeladenen Situation von Hass und Gewalt eingreifen, deeskalieren und sich auf die Seite der Schwächeren stellen kann. Schließlich war der Titel der ganzen Veranstaltungsreihe: Conflicts as Chances for Positive Changes, die von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft maßgeblich finanziert wurde.

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