„IDeaL“ deutsch-israelischer Theaterworkshop zu Identität(en)


23.-30.06.2019 in Potsdam

Beteiligte Partner: The dancing Ram Theatre, Jerusalem und HochDrei e.V. , Potsdam 

Zielsetzung

Die Begegnung „IDeaL“ schaffte eine Begegnungsmöglichkeit zwischen Deutschen und Israelis auf der Basis einer künstlerischen Zusammenarbeit. Das Projekt fand für die Dauer von acht Tagen in Deutschland statt. Am Ende des Treffens stand eine öffentliche Präsentation.

Durch den gemeinsamen künstlerischen Schaffensprozess erfuhren die Teilnehmenden die konkrete Bedeutung von kulturellem Austausch, Toleranz, interkultureller Zusammenarbeit und Kooperation.

Die Teilnehmenden wurden durch unterschiedliche theatrale Methoden und Ausdrucksformen befähigt werden gemeinsam Theater zu (er)schaffen. Die öffentliche Präsentation wurde zum Instrument der sozialen Entwicklung. Die kreativen Ergebnisse öffentlich darzubieten stärkte die Teilnehmenden in der Persönlichkeitsentwicklung sowie die Gemeinschaftsbildung. Auch war es wichtig für die interessierte Öffentlichkeit vor Ort, die sich dabei über die Begegnungsarbeit in der Bildungsstätte informieren können.

Das ausgewählte Thema bot den Teilnehmenden ein großes Interpretationspotential: von der persönlichen Identität (ID) und deren Idealen (Ideal) hin zu gesellschaftlichen Normen in beiden Ländern. Fragen hierbei sollten u.a. sein: Hat die gemeinsame dt.-jüdische Geschichte die heutige Identität von Israelis und Deutschen geprägt? Wie können unterschiedliche Identitätsvorstellungen in demokratischen Staaten vereinbart werden?

Die angewandten Arbeitsmethoden stammten aus verschiedenen Theaterbereichen: physisches Theater, dokumentarisches Theater, Community Theatre. Die Texte waren eine Kombination aus persönlichen Schreibbeiträgen der Teilnehmenden sowie ausgewählte andere Dokumente (Bsp. Blogeinträge, Instagrameinträge, Tageszeitungen und Magazine aus beiden Ländern.) 

Vorbereitung der Maßnahme

Die israelische Leitungsperson ist sowohl Schauspielerin und Regisseurin als auch Journalistin. Sie hat im englischsprachigen und deutschsprachigen Ausland gelebt und an ersten Theaterprojekten in Deutschland teilgenommen. Die deutsche Leitungsperson ist als Theaterpädagogin und DaF-Dozentin tätig. In diesem Zusammenhang hat sie viele verschiedene Theaterprojekte geleitet. Sie hat eigene Migrationserfahrung im französischsprachigen Ausland, da sie ihr erstes Studium dort beendet hat (Geografie). Teilnahme an Workcamps in den 80er Jahren (Service Civil International).


Die Gruppe begegnete sich zu Beginn der Jugendbegegnung das erste Mal. Die Teilnehmenden bereiteten sich insofern auf die Begegnung vor, als dass sie ihre Reiseroute planten und sich anmeldeten.

Durchführung

Sowohl die künstlerischen als auch die sozialen Ziele wurden vollauf erreicht. Bei der Präsentation am Freitag, den 28. Juni 2019 im Kunsthaus Sans Titre, Potsdam, waren ca. 25 Zuschauer anwesend, die die Darbietung interessiert verfolgten und im Anschluss auch in eine Diskussion mit den Spielenden kamen. Hierbei wurde v. a. angemerkt, dass eine große Nähe und ein Verständnis zwischen den Spielenden spürbar waren. Dies wurde auf das gemeinsame Zusammenleben in der gesamten Woche zurückgeführt.

Die sozialen Ziele, d. h. die Stärkung der interkulturellen Kompetenz und des gegenseitigen Verstehens wurden ebenfalls vollumfänglich erreicht.


Die gemeinsame Unterbringung und Selbstorganisation der Mahlzeiten waren ein wichtiger Faktor für die intensive und integrierende Begegnung. Auch die gemeinsame Theaterarbeit ermöglichte (nonverbale) ständige Begegnung. Die Seminareinheiten waren partizipativ gestaltet – Kleingruppen, Paararbeit, Übungen und Workshops.
Zu Beginn der Begegnung wurde großen Wert auf das gegenseitige Kennenlernen und Sprachanimation gelegt. Spielerisch kamen sich die Teilnehmenden näher und konnten persönliche wie sprachliche Barrieren abbauen.

Durch die freie Ausschreibung hatten wir es nicht mit festen Gruppen zu tun, die sich gemeinsam auf die Begegnung vorbereiteten. Während der Begegnung war die Partizipation sehr groß, da die Inhalte der Theaterszenen aus dem Material entstanden, das die Teilnehmenden selbst geschaffen hatten. Die Verpflegung wurde in Selbstorganisation realisiert, was einen hohen integrativen und partizipatorischen Charakter hatte.

Es wurde vor allem mit theatralen Methoden gearbeitet – von Lockerungsübungen über Wahrnehmungsübungen bis hin zu Improvisationen. Auch wurde in Kleingruppen und Paaren Textarbeitet geleistet zu biografischen Erlebnissen – eigene und familiäre. Diese wurden aufgeschrieben und von anderen in der Gruppe weiterverarbeitet. Sie dienten dann als Grundlage für die Erarbeitung der Szenen rundum Identität, Herkunft und Alltag.

Eine Klammer bildete die Beschäftigung mit dem Holocaust durch die Entdeckung der Stadt Potsdam über „Stolpersteine“ (und auch historische Zuwanderung) sowie mit einem Besuch des Hauses der Wannseekonferenz. Beides wurde von den Teilnehmenden mit großem Interesse aufgenommen. Für einige der TN, die noch nicht so lange in Deutschland leben, gab es hier besonders viele Fragen.

Auch das Kennenlernen in spielerischer Art und Weise hat sich als sehr wichtig gezeigt, so konnten die TN ohne Barrieren Kontakt zueinander aufnehmen und ins Gespräch kommen.

Das Besondere an der Begegnung war die völlige Diversität der Teilnehmenden (wie angestrebt) und die Begegnung über die szenische Arbeit. Hier wurden eigene Geschichten Erlebnisse, Diskriminierungserlebnisse eingebracht wie auch Geschichten der Eltern – Migration, Flucht. Die Teilnehmenden gewannen eine weitere Ebene der gegenseitigen Wahrnehmung hinzu und verarbeiteten diese auch noch künstlerisch. Die öffentliche Aufführung am vorletzten Tag der Begegnung schaffte zusätzlich die Möglichkeit, in den unmittelbaren öffentlichen Raum in Potsdam zu kommunizieren und sich zu den Themen und dem Dargestellten mit Außenstehenden auszutauschen. Der letzte Probentag mit der Aufführung kann durchaus als Highlight bezeichnet werden.

Ein anderer wichtiger Programmpunkt war die Entdeckung der Stadt Potsdam durch die dort verlegten Stolpersteine und die sich daran anknüpfenden Fragen der Teilnehmenden, die lebhaft beantwortet und diskutiert wurden. Hier konnte bei allen ein wertvoller Wissenszuwachs verzeichnet werden.

Teilnehmende

Die Teilnehmenden, die von deutscher Seite an der Maßnahme teilgenommen haben, waren
sehr heterogen. Das entsprach auch der Zielsetzung – möglichst diverse Menschen
anzusprechen und zur Teilnahme zu motivieren. Es nahmen – nur vom Aspekt der nationalen
Herkunft betrachtet – vier biographisch Deutsche teil. Weitere Teilnehmende hatten ihre
Herkünfte in Syrien (2), Tschtschenien (1), Libanon (1), Albanien (1), Deutschland/Rumänien
(1). Da nicht alle Teilnehmenden Englisch sprachen, war die Kommunikation während der
Pausenzeiten (sonst war ein Sprachmittler vorhanden) nicht immer einfach, insbesondere für die Fragen der Selbstorganisation. Einigen gelang es dann über die arabische Sprache mit den
arabischstämmigen Israelis zu kommunizieren.














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